Absturz in London by Emma Carr

Absturz in London by Emma Carr

Autor:Emma Carr [Carr, Emma]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-09-15T22:00:00+00:00


Aimee stand unter der Dusche und ließ das heiße Wasser auf ihre schweren Glieder prasseln. Sie fühlte sich wie ein überfahrenes Tier, blutend und zerrissen auf einem verlassenen Highway liegend, während in der Ferne die Rücklichter von Simons BMW verschwanden.

Was hatte dieser Mann nur an sich, dass sie sich so ausgeliefert fühlte? Es war, als ob er ihre innersten Gedanken kennen würde, die Dinge, die ihr am meisten Schmerz verursachten. Und immer wieder stieß er seine Finger mitten hinein.

Sie wusste, dass sie sich mehr öffnen und anderen Menschen vertrauen musste. Wenn es überhaupt noch nötig war, dann hatte diese so schrecklich missglückte Reise die Tatsache untermauert, dass sie keine engen Freunde hatte. Sie hatte schon lange Zeit keine engen Freunde mehr gehabt. Sie presste die Hände auf die Augen, in denen sich Druck aufbaute, und ließ sich das Wasser über das Gesicht laufen. Sie wusste ja, dass sie verkorkst war. Angesichts ihrer Familiengeschichte war sie natürlich verkorkst. Aber offensichtlich konnte sie daran nichts ändern, und wenn sie noch so viele Psychologievorlesungen besuchte und noch so viele Selbsthilfebücher aus der Bibliothek auslieh.

Wie hatte Simon ihre größte Schwäche nur so schnell entdecken können? Du musst dich mehr öffnen und Leuten vertrauen. Es wird dich nicht umbringen, Hilfe von anderen anzunehmen. Er hatte leicht reden.

Es wäre alles so viel einfacher, wenn sie ihn hassen könnte. Aber das konnte sie nicht. Nicht nach allem, was er ihr über sich selbst erzählt hatte. Einen Moment lang hatte er seine Fassade fallen lassen, und sie hatte den Mann darunter gesehen, den Mann, der so leidenschaftlich dabei war, das Unternehmen aufzubauen, und der aufblühte, wenn es Risiken einzugehen galt. Warum wollte er das alles aufgeben, um die Geschäfte dieser Royals einsacken zu können? Wollte er seinem Vater etwas beweisen?

Oder hatte das etwas mit seiner Vergangenheit zu tun? Wieso dachte er, dass seine Freunde nur so lange seine Freunde waren, wie er Geld hatte? Er war der Typ Mensch, den jeder gerne als Freund hatte. Stark. Beschützend. Großzügig. Sie musste sich ja nur selbst anschauen – sie konnte ihn nicht hassen, obwohl sie es wollte.

Wie konnte es sein, dass man jemanden in einer Minute am liebsten umbringen und in der nächsten küssen wollte?

Wenigstens war jetzt eines ganz klar: Das zwischen ihnen beiden konnte nie gut gehen. Sie stammten aus zwei verschiedenen Welten, zwei verschiedenen sozialen Schichten. Niemals würde er eine Frau wie sie an seiner Seite haben wollen. Und sie konnte sich auf ihn nicht einlassen, wenn diese Beziehung nirgendwohin führen konnte. Hatte sie nicht nur zu deutlich mitbekommen, wie ihre Mutter wieder und wieder verletzt worden war, wenn sie sich immer gleich wieder dem nächsten Kerl an den Hals geworfen hatte, nur um erneut zerbrochen, in betrunkenem Schmerz, zurückgelassen zu werden? Das konnte Aimee sich nicht antun.

Du brauchst einfach mehr Spaß in deinem Leben, hatte er gesagt. Natürlich, die Versuchung war groß, so groß wie noch niemals in ihrem ganzen Leben. Wann war das letzte Mal, dass sie sich einfach fallen gelassen und Spaß gehabt hatte?



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